Im Juli 2023 reisen wir zum ersten mal nach Norwegen. Entlang der Südküste, durch das Rogaland über Fjordnorwegen zur Westküste. Wir erleben ein unerwartetes Land voller Vielfalt & Abenteuer.

Routenlänge: ca. 1.500 km

Zeitbedarf: 4 Wochen 

Start: Kristiansand

Ziel: Larvik

Videos

Aus der fast unendlichen Fülle an Videomaterial haben wir zwei Filmbeiträge erstellt, die unsere Reise eindrucksvoll  dokumentieren.
Wir tauchen ein in die Landschaft und erleben Norwegen wie wir es nicht erwartet hatten:

Maut

Einige Straßen in Norwegen sind kostenpflichtig. Man bezahlt also eine Maut. Die Recherche zur Maut fand ich am komplexesten, weil am widersprüchlichsten. Es gibt so viele verschiedene Angaben von ADAC, über Reiseblogs zu Campingratgeberseiten.
Die ausführlichste Seite dazu im Netz ist mit Abstand der https://www.nordlandblog.de. Dort gibt es alle Informationen zum Thema Reisen in Norwegen und darüber hinaus. Es sind aber auch tatsächlich so viele Informationen, dass man leicht den Überblick verliert.

Um herauszufinden, wie hoch die Maut eigentlich ist, gibt es diese hilfreiche Seite: https://bompengekalkulator.no
Hier kann man genau angeben, von wo nach wo man fahren möchte und was es dann kostet.

Generell geht es bei uns darum, in der günstigeren Fahrzeugklasse 1 abgerechnet zu werden. Das sind eigentlich Fahrzeuge unter 3,5 t. Da unser Camper allerdings 3,85 t hat, fällt er in Klasse 2. Nur durch die vorherige Registrierung bei einer entsprechenden Mautstelle und der Bestellung eines Transponders (Chip) gibt es die Möglichkeit, auch mit einem Wohnmobil über 3,85 t in die Klasse 1 zu rutschen.
Unseren Vertrag habe ich bei Fremdtind Service https://fremtindservice.no abgeschlossen, konnte dort allerdings nur die Klasse M2 auswählen. Im Chat mit dem Kundenservice wurde dann schnell auf Klasse M1 umgestellt. Nun wird unser Womo wie ein PKW abgerechnet. Der Transponder kam dann auch ca. 7 Werktage später per Post. Vor Ort haben wir dann auf den Mautanzeigetafeln gesehen, dass die Gebühr für Fahrzeuge über 3,5 t teilweise dreimal teurer ist als für normale PKW! Der Aufwand im Vorfeld hat sich also bezahlt gemacht.

Fährpass

Dann ist es noch sehr ratsam, einen Fährpass im Vorfeld zu erwerben, da sich so bis zu 50% Gebühren einsparen lassen. Dazu habe ich mich bei AutoPASS for ferje registriert und dort unser Fahrzeug angelegt: https://autopassferje.no. Im Vorfeld müssen 3.000 NOK (ca. 260 €) auf die Karte eingezahlt werden. Das nicht verbrauchte Geld kann man sich aber nach dem Urlaub wieder zurücküberweisen lassen.
Über die AutoPASS Website lassen sich dann auch unsere Fahrzeugdaten mit dem Chip verknüpfen.
Einmal an der Windschutzscheibe befestigt, erspart uns dieser Chip dann jegliche Bezahlvorgänge. Alle Routen und Fährüberfahrten werden automatisch registriert und im Hintergrund abgerechnet.
Wir fahren nur wenige, kleine Fähren, die nicht über autopassferje laufen. Hier können wir immer mit VISA-Karte (bzw. Apple Watch) zahlen

Zoll / Alkohol

Da Alkohol in Norwegen generell sehr teuer ist, nehmen wir Wein & Bier aus Deutschland mit. Die Einfuhrbestimmungen, wer was und wieviel mitnehmen darf, sind ebenfalls widersprüchlich. Auf der Seite https://www.toll.no gibt es die offiziellen Bestimmungen der Norwegischen Zollbehörde. Mit der App TOLL https://www.toll.no/en/services/norwegian-customs-app/ kann man im Vorfeld angeben, welche Waren man ins Land bringt und die entsprechende Zollgebühr kalkulieren. Diese kann man dann vorher überweisen.
Beispielsweise kostet ein 0,5 l gezapftes Bier im Restaurant umgerechnet ca. 12 €. Und ganz wichtig: Es ist in Norwegen verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken! Die Geldstrafen dafür sind empfindlich hoch. Am Sonntag ist der Alkoholverkauf grundsätzlich untersagt.

Anreise über Dänemark

Unsere Anreise bis zur Fähre in Hirtshals führt uns einmal ganz durch Dänemark. Aarhus ist mit 285t Einwohnern die zweitgröße Stadt in Dänemark. Unseren Camper können wir kostenfrei im neuen Stadtteil Aarhus Ø (Aarhus Ost) unweit vom Stadtzentrum abstellen. Beeindruckend ist hier die moderne Architektur der Häuser. Ganz in der Nähe gibt es fußläufig auch einen Badestrand und wir nutzen das gute Wetter und gehen Schwimmen.
Abends zieht es uns in den ältesten Stadtteil, das Latiner-Viertel. Die schmalen Gassen mit ihrem Kopfsteinpflaster und schönen Häusern vermitteln einen romantischen Flair. Da hier jedes Jahr im Juli das Aarhus Jazzfestival stattfindet, lauschen wir ein paar swingenden Bands und erfreuen uns an den tanzenden Menschen in den Gassen.
Weiter nördlich finden wir am nächsten Tag einen Platz bei Jerup, direkt hinter den Dünen. Wir genießen einen sonnigen Tag am Meer und baden natürlich wieder in der Ostsee.
Da es von hier aus nur noch 30km bis zur geografischen Spitze von Dänemark sind, besuchen wir am kommenden Tag Skagen. Vom nördlichsten Parkplatz sind es ca. 30 Minuten zu Fuß bis zum Ende des Strandes. Hier treffen dann das Skaggerak und das Kattegat aufeinander. Also die Ostsee auf die Nordsee. Es ist schon einmalig zu sehen, wie dort von beiden Seite die Wellen aufeinandertreffen.

Im Video zeigen wir ein paar schöne Eindrücke aus Århus, dem Stellplatz in Jerup, aus Skagen und von der Fähre ab Hirtshals.

Reise durch Norwegen

Auf der Übersichtskarte sind unsere Routen eingezeichnet. Über den Button oben links in der Kopfzeile der Karte lässt sich eine Seitenleiste einblenden. Hier können sowohl die verschiedenen Routen ein- und ausgeblendet werden, als auch die empfehlenswerten Orte und Stellplätze angeklickt werden. Viele Orte in der Karte haben wir mit eigenen Fotos bebildert.

Über den Button oben rechts in der Kopfzeile der Karte gelangt man zur Vollbildansicht.

Daneben gibt es auch die Funktion zum Teilen bzw. Einbetten der Karte .

Routenverlauf

Hier stellen wir unsere gefahrene Routen unterteilt in Abschnitten vor. Neben der Vorstellung von Reisepunkten schildern wir auch unsere Erlebnisse & Erfahrungen.

Route von Kristiansand nach Lauvvik

ca. 260 km

Dann geht´s aber endlich nach Hirtshals, auf die Westseite von Dänemark. Da wir ein bißchen aufgeregt sind wegen der Fährfahrt, sind wir ziemlich zeitig dort und reihen uns auch gleich in die Wartespur am Check-In ein. Hier stehen wir dann noch gute zwei Stunden bis wir auf die Fähre fahren dürfen. Die Fähre ist beeindruckend groß und der Laderaum riesig. Das Schiff fährt in den Sonnenuntergang hinein, nach 3 Stunden erreichen wir Nachts Kristiansand und haben Glück noch einen Stellplatz zu finden. Schließlich sind so gut wie alle WoMos von der Fähre auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht.
Kristiansand lohnt sich auf jeden Fall für einen Besuch. Sehenswert sind die weißen Holzhäuser in Posebyen, dem ältesten Stadtteil. Der Dom zu Kristiansand (1885) überrascht mit seinem wunderschönen, komplett aus Holz gefertigtem Innenraum. Die aktuelle Orgel wurde durch die FA Klais aus Bonn gefertigt und beeindruckt mit 58 Registern auf vier Manualen und Pedalen.

Wir folgen der E39 in Richtung Südwesten und machen einen Abstecher nach Søgne. Einer schönen, beschaulichen Hafenstadt. Hier stehen wir direkt am Hafen mit Meerblick aus unserem Camper. Ein kleiner Wanderweg führt hinauf eine Klippe und wir sehen zum ersten Mal die Insellandschaft der Südküste bei Tageslicht.
Aufgeregt verlassen wir die E39 und fahren über die RV44 recht parallel zum Küstenverlauf. Leider vermitteln einem die verfügbaren Navigations-Apps nicht den tatsächlichen Verlauf der Straßen. Man muss es selbst erfahren!
Die RV44 ist an vielen Stellen deutlich schmaler als die gut ausgebaute E39 und es gibt einige enge Kurven und deutliche Steigungen. Mit unserem Fahrzeug ist es eine sehr anspruchsvolle Strecke bis Egersund. Viele Kurven und Steigungen lassen sich nur im ersten Gang bewerkstelligen. Wir fahren immer wieder rechts ran, damit die Autoschlangen hinter uns überholen können.
Mit Glück finden wir einen naturnahen Parkplatz unweit von der Landstraße und kurz vor Egersund. Mit Keilen können wir einigermaßen gerade Stehen, mitten in einer schroffen Berglandschaft. Von hier aus führen mehrere Wanderwege durch die Felsen, Berge und Wäldchen. Es gibt tolle Aussichtspunkte und von manchen Höhen kann man sogar das Meer sehen. Am Camper nehmen wir uns auch die Zeit um auf dem Gasgrill ein nahrhaftes Sauerteigbrot zu backen.

Über Egersund geht es dann weiter bis nach Ogna. Hier startet die erste (Jæren, 41 km) der 18 offiziellen Landschaftsrouten Norwegens. Die Staatliche Norwegische Straßenverwaltung hat dieses Projekt 1994 gestartet und dafür achtzehn Routen ausgewählt. Sie wurden mit touristenfreundlichen Rastplätzen und Aussichtspunkten versehen und durch Kunst-, Design- und Architekturobjekte ergänzt.
Entlang dieser Route finden wir in Varhaug das Madland und genießen einen wunderschönen Ausblick aufs Meer:
Wahnsinn, diese weite Insellandschaft im Rogaland! Circa 150.000 Inseln liegen vor der Küste Norwegens. Als sich die Eiszeiten zurückzogen, hinterließen sie Inseln, die aussehen, als habe jemand in einen krümeligen Keks reingebissen. Andere Inseln sehen aus wie ein riesiger Walrücken. Für die Seeleute war diese Küste schon immer ein gefürchteter Seeweg, und einige Schiffswracks zeugen noch heute davon.
Der Leuchtturm Obrestad fyr bei Nærbø ist ein Verbleib aus dem Zweiten Weltkrieg: die Nazis nutzten ihn in der Zeit der Besetzung als Aussichtspunkt und Küstenverteidigung. Zahlreiche Überreste aus dieser düsteren Zeit sind noch heute hier in der Umgebung zu finden. Seit 1991 ist der Leuchtturm unbemannt und beherbergt ein Leuchtturm-Museum, sowie saisonale Kunstausstellungen. Und um in das Leben eines Leuchtturmwärters einzutauchen, kann man ihn mittlerweile für Übernachtungen mieten.
Nach dem schier endlosen Weitblick auf den Horizont zieht es uns von der Küste gen Osten nach Fjordnorwegen. In Sandnes, südlich von Stavanger, nehmen wir die 508 nach Lauvvik, um dort mit der Fähre nach Oanes überzusetzen. Wir sind in Fjordnorwegen! Die Fjorde begrüßen uns wolkenverhangen und grau, doch wir können ihr majestätisches Antlitz schon erahnen, das sie uns zu diesem Zeitpunkt noch verheimlichen. Nach kurzer Überfahrt erreichen wir Oanes am Eingang zum Lysefjord, Herberge der beiden HotSpots Preikestolen und Kjerag.

Route von Oanes nach Øvre Eidfjord

(ca. 320 km)

Unser Ziel ist ein Stellplatz unterhalb des Preikestolen. Hübsch gelegen und sogar mit kleinem Wasserfall und Badestelle, beziehen wir hier Quartier, um am nächsten Morgen – nein, für uns mitten in der Nacht! – um 5 Uhr aufzustehen. Unser Ehrgeiz ist von dem Wunsch geschürt, die angekündigte atemberaubende Aussicht vom Preikestolen über die Fjordlandschaft in Ruhe genießen zu können.
Und unser Wunsch ging in Erfüllung! Der anspruchsvolle Wanderweg führt uns entlang kleiner plätschernder Bäche, auf Holzbohlenwegen über Sümpfe hinweg und auf treppenartig angelegten Felsblöcken, teils sehr steil mit Hilfe von Seilen, hoch auf den Fjordrücken des Lysefjords, dem Moslitfjell. Tatsächlich erinnert die Berglandschaft hier oben an die Rücken von Riesen, oder von riesigen Walen. Die von den Eiszeit-Gletschern glattgeschliffenen Kuppen, geologisch Fjell genannt, liegen vor uns, als hätten sie ihr eigenes Geheimnis, von ungeahnten Mächten erschaffen. Und so ist es ja schließlich auch.
Dann ist es soweit: der Preikestolen liegt vor uns. Uns bleibt die Luft weg- des Atems beraubt, ehrfürchtig und andächtig staunen wir sprachlos und blicken zwischen der unfassbaren Weite und der schwindelerregenden Tiefe, immerhin 604 m, hin und her. Spätestens jetzt ist klar, warum der Preikestolen eben auch Predigerkanzel genannt wird! Zwischen Himmel und Erde ist hier einer der eindruckvollsten Orte auf diesem Planeten. Die Sherpas, die 2016 aus dem Himalaya eingeflogen wurden, um den Weg auszubauen, kennen dieses Gefühlt mit Sicherheit. Das schnelle Spiel von Sonne, Wind und Wolken schenkt uns ein kontrastreiches Licht und lässt die blanken, gigantischen Felsrücken in der Sonne auch noch weit entfernt glitzern. Der Wind bläst hier oben so stark, dass wir Kamera und Smartphone sehr fest halten müssen, damit sie uns nicht aus den Händen wehen. Wir können einige Eindrücke festhalten, und doch geben sie nicht das wieder, was wir hier oben sehen.
Nach und nach füllt sich der Preikestolen, es geht auf 09:00 Uhr zu und wir beschließen, den Rückweg anzutreten. Gut so, wie sich herausstellt, denn die Massen an Leuten, die uns entgegen kommen, machen es zunehmend schwer, vorwärts zu kommen. Zumal einige Leute versuchen, in FlipFlops hoch zu kommen und rutschend auch andere gefährden.
Unten angekommen, sind wir noch immer ergriffen und erfüllt von diesem anders gearteten Weitblick auf den Horizont, als wir ihn zuvor noch an der Küste erlebten.

Auf der Landschaftsroute „Ryfylke“ von Oanes nach Sauda

Weiter geht’s durch Fjordnorwegen! Wir entscheiden uns, die Landschaftsroute „Ryfylke“ von Oanes nach Sauda zu fahren. Vom Preikestolen aus nehmen wir also zunächst die Straße 523 bis Tau. Den mit 14,3 Kilometern aktuell längsten Unterwassertunnel (292 m unter n.N.!) der Welt, der Ryflketunnel, lassen wir staunend links liegen und nehmen Kurs auf die E 13 zur Fähre in Hjelmeland. Wir setzen nach Nesvik über und sind mal wieder fasziniert über die völlig problemlose Über- und Weiterfahrt auf der E 13 – für die Norweger eben eine alltägliche Mobilitätsform, Fähren, Tunnel und Brücken auf wenigen Kilometern gehäuft zu nehmen. Für uns als Norwegen-Frischlinge ist es in Kombination mit den mächtigen Fjorden aufregend! Die Route führt uns erst entlang des Jøsenfords und dann weiter an den Erfjord. In dem kleinen Örtchen Erfjord entdecken wir unten am Fjordufer einen kleinen und schönen Stellplatz, wo wir die herrliche Aussicht auf den Fjord genießen- auch wenn es die meiste Zeit regnet.

Svandalsfossen: mitten durch den Wasserfall

Nach der Fährüberfahrt in Sand geht die Landschaftsroute Ryfylke entlang des Saudafjords weiter auf der Straße 520 in Richtung Sauda. Kurz vor Sauda erleben wir ein Naturschauspiel hautnah: da es hier viel geregnet hat, stürzt sich der Svandalsfossen mit einer tosenden und Gischt sprühenden Wasserwelle über die Straße in den Saudafjord. Die angekündigte Polizei, die bei hohem Wasserstand normalerweise den Verkehr regelt, ist nicht da, also fahren wir notgedrungen blindlings in den Wasserfall hinein- und sehen nichts. Zum Glück kommt uns kein Fahrzeug entgegen, so dass wir nach dem Schreck in die Haltebucht einbiegen, die uns wie durch ein Wunder erscheint, und holen erstmal Luft. So entdecken wir, dass man dieses Schauspiel mit Treppen bis oben hin erklimmen und erleben kann. Welch eine Naturgewalt!

Abenteuerfahrt von Sauda nach Røldal

Ab Sauda führt die Landschaftsroute „Ryfylke“ auf der 520 weiter nach Røldal. Die Route führt durch die Hochebene der Etne Sauda, die landschaftlich als die kleine Schwester der Hardangervidda gesehen werden kann. Für Wohnmobile empfehlen wir, diese Route nur bis zum Parkplatz mit WC zu fahren. Bis dahin taucht man in eine grandiose Flusslandschaft ein, in der sich der Fluss Storelva wild und tief in das Gebirge gräbt. Am Parkplatz kann man Halt machen, um bei einer Wanderung die historischen Zinkgruben zu besichtigen und die Landschaft zu erleben. Die Weiterfahrt auf der Route können wir für Wohnmobile wie unseres (2,30 m breit, 6,40 m lang) nicht empfehlen. Die Straße ist gerade mal so breit, dass das Fahrzeug drauf passt, sehr kurvenreich und damit für uns schwer zu fahren. Die Ausweichbuchten sind rar gesät, so dass entgegenkommenden PKW gerade mal so, weiteren Wohnmobilen aber nicht ausgewichen werden kann. Mehrere hundert Meter rückwärts fahren ist schweißtreibend. Bei so viel Nervenkitzel bleibt die neblig-mystische, karge Felslandschaft am Rande unserer Wahrnehmung, doch erinnert sie uns an die Landschaft im Film „Highlander“. Sehr erleichtert erreichen wir endlich Røldal und entscheiden uns für eine entspannte Nacht auf dem Campingplatz mit Waschmaschine und Trockner.

Gletscher, Fjorde, Cidre: Die Hardanger-Region und ihre Schätze

Wasserfall „to go“: Der Låtefossen an der E 13
Auf der E 134 und weiter auf der E 13 fahren wir von Røldal nach Odda. Ca. 12 km vor Odda liegt der Låtefossen. Man kann ihn doppelt genießen! Als Zwillingswasserfall fällt er aus 165 m Höhe herunter und hat dann seinen Weg aus der großen Hardangervidda hinter sich. Schon im 19. Jh., als Odda ein beliebter Ort für wohlhabende Touristen war, wurden diese mit Pferdekutschen hierher gefahren. Heute muss man Glück haben, am vorhandenen Parkplatz parken zu können – sonst nimmt man den Låtefossen „to go“ mit.

Die Stadt Odda liegt am Ende des Sørfjords, einem Seitenarm des majestätischen und reich verzweigten Hardangerfjords, und damit im Herzen der Region Hardanger. Im Osten wird der Sørenfjord vom riesigen Gletscher Folgefonn und dem dazugehörigen Folgefonna- Nationalpark flankiert, westlich thront die mächtige Hochebene Hardangervidda, ebenfalls als Nationalpark, über dem Fjord. Somit ist Odda ein sehr guter Ausgangspunkt für Entdeckungen und Wanderungen. Hier tummeln sich Wohnmobile und CamperVans, Backpacker-, Wander-, und Radtourist*innen. Schnell wird klar, dass hier zwei HotSpots „gemacht“ werden müssen: Buerbreen und Trolltunga. Wir zählen uns nicht zu den HotSpot- Jagenden und haben am Preikestolen schon versucht, den Massen auszuweichen. Und weil der Weg zur Trolltunga für uns recht lang und anspruchvoll ist, entscheiden wir uns für die Wanderung zur Buerbreen-Gletscherzunge.

Wanderung zur Buerbreen- Gletscherzunge

Straße zum Wanderweg:
Den Wanderweg zur Gletscherzunge erreicht man vom Parkplatz am Weiler Buer. Der Parkplatz ist kostenpflichtig (185 NOK nur mit Kreditkarte, Achtung: keine EC-Karte!), dafür kann man dort mit dem Camper über Nacht stehen. Die Straße dorthin ist 3 km lang, einspurig und nur spärlich mit Ausweichbuchten versehen. Für größere und lange Wohnmobile ist die Strecke ungeeignet, es sei denn, ihr könnt bei Bedarf mehrere hundert Meter rückwärtsfahren. Da unser Campingplatz am Ortsausgang von Odda in Richtung Buer liegt, entscheiden wir uns, die 3 km bis zum Parkplatz hoch zu laufen. Das Restaurant beim Hof Buer am Parkplatz bietet uns eine willkommene Stärkung mit ofenfrischen Zimtschnecken, so dass wir nach kurzer Rast die Wanderung antreten.

Wanderweg zum Buerbreen:
Es ist eine anspruchsvolle Wanderung und je nach Kondition werden für die gesamte Wegstrecke von 5,6 km 3-4 Stunden hin und zurück benötigt. Der erste Teil führt durch ein wunderschönes Moos- Wäldchen und über kleine Brücken. Im weiteren Verlauf wird der Weg schwieriger, wir klettern über Felsstufen, ziehen uns an Seilen über größere Felsen hoch und laufen über kleine Hängebrücken. Besonders ab der großen Hängebrücke wird es knifflig. Trittsicherheit und festes Schuhwerk mit Profil sind unbedingt erforderlich. Zwischendurch genießen wir den Blick zurück ins Tal mit phantastischer Aussicht. Dann endlich haben wir das Ende der Gletscherzunge erreicht: ein grandioser Anblick, und tosend rauscht der Gletscherbach an uns vorbei. Wir lassen den Ort auf uns wirken und sind ganz gebannt. Bis vor 100 Jahren stieß der Gletscher noch bis zu den Höfen heran. Laut Info-Tafel am Parkplatz wuchs der Gletscher in den letzten 6-8 Jahren um mehr als 100 Meter. An die Gletscherzunge kommt man aber trotz allem nicht mehr heran: mit der Klimaerwärmung zog sich der Gletscher insgesamt so weit zurück, dass man nur mit Guide an die Kante herantreten kann.

Odda und der Netflix-Stein

In unserer Recherche hatten wir entdeckt, dass es in Odda den Netflix-Stein gibt. Netflix-Stein… wie bitte? Odda ist Drehort der Netflix-Serie „Ragnarök“, in der die nordische Mythologie in der heutigen Zeit spielt und die Riesen gegen die Götter antreten. Passenderweise ist Odda in der Serie in Edda umbenannt. Drehorte wie z.B. die vorgelagerte Fabrik, den Grill-Imbiss (genannt „Edda´s Grill“) und einige Straßenzüge in der Serie zu sehen und gleichzeitig vor Ort zu sein, ließ uns noch einmal anders in diese Gegend eintauchen. Und es bestätigt sich: in Norwegen geht es mythisch zu. Die Bergrücken über den Fjorden sind also doch liegende Riesen!

Ihr findet den Netflix-Stein beim Parkplatz auf der Westseite der Hafenbucht auf dem kleinen Grünstreifen.

Cidertour auf dem Sørfjord zur „Aga Sideri“

Auf der Suche nach einer Schiffsfahrt auf dem Sørfjord ab und bis Odda stoßen wir auf die Cidre-Safaris. Man bucht bequem online (Link siehe unten) eine Fahrt mit dem Schiff zum gewünschten Ort am Fjord inklusive Führung, Verköstigung und Snack der jeweiligen Cidre-Farm und zurück.

Cidre? Obstfarm? Hier in Norwegen? Haben wir nie mit Norwegen assoziiert und kommt für uns unerwartet.

Wir entscheiden uns also spontan für eine Fahrt auf dem Sørfjord nach Aga, Dauer ca. 45 Minuten ein Weg, zur Aga Sideri. Wasserfälle, Adler, Schnee- und Gletscherfelder und die Obsthänge vom Wasser aus zu sehen, ist eine beeindruckende Perspektive. In Aga werden wir vom Cidre- Farmer am Schiffssteg erwartet. Die „Aga Sideri“ liegt direkt am Steg und es geht unmittelbar los. Das junge Unternehmen zeigt sich sehr sympathisch, experimentierfreudig und innovativ. Wir probieren sehr aromatische Cidre-Sorten und freuen uns über unseren spontanen Ausflug und den überraschenden Blick hinter die Kulissen der Cidre-Herstellung. Wir hören spannende Geschichten und Anekdoten über einige Cidre-Kompositionen und tauchen in die Welt des „flüssigen Goldes“ ein. Nach ca. 1,5 Stunden legt das Schiff wieder an und holt uns ab für die Fahrt zurück nach Odda. Unbedingt empfehlenswert!

Obstdörfer am Sørfjord: Fahrt von Odda nach Øvre Eidfjord

Wir sind neugierig geworden und möchten noch mehr über den Obstanbau und die Cidre-Herstellung erfahren. Wir beschließen, am Fjord entlang durch die Dörfer zu fahren, und nach einem Abstecher in Øvre Eidfjord nach Ulvik zu fahren- ebenfalls in der Region bekannt für die Cidre-Herstellung.

Die E 13 können wir die Aussicht auf den Fjord genießen und halten im hübschen Örtchen Lofthus, das als Zentrum der Obstwirtschaft angesehen wird. Kein Wunder, hier werden 80% der norwegischen Kirschen geerntet! Von dort führt oberhalb der Straße ein Weg von ca. 3 km Länge durch die Obsthänge zum Freilichtmuseum „Skredhaugen“. Auf dem Weg dorthin genießen wir die wunderschöne Aussicht über den Fjord und erfahren noch mehr über den Obstanbau:

Die Hardanger-Region ist der Obstgarten Norwegens. Im geschützten, milden Klima des Hardangerfjords und seiner Nachbarfjorde wird seit ca. 1000 Jahren Obst angebaut: vornehmlich Äpfel, aber auch Pflaumen, Kirschen und Birnen. Mit dem Gartenwissen der englischen Mönche, die mit der Christianisierung nach Norwegen kamen, entwickelten sich nicht nur die Anbaumethoden, sondern auch die Möglichkeiten der Weiterverarbeitung. Schließlich waren sie Meister in der Fruchtgärung und wussten, wie man Äpfel in „flüssiges Gold“ verwandelte!

Das Freilichtmuseum „Skredhaugen“ ist eine kleine Ansammlung von wiederaufgebauten, typischen Gebäuden und Einrichtungsgegenständen. Es liegt idyllisch mit Blick auf den Fjord und eine kleine Ziegenherde begleitet den Besuch.

Wir nehmen weiter Kurs auf der E 13 nach Eidfjord und werden im Tunnel von einem Kreisverkehr überrascht: blaue Beleuchtung, riesiger Kreisel – sofort fühlen wir uns auf die Voyager gebeamt! Und weil wir so abgelenkt waren, haben wir glatt vergessen, auf die E 7 nach Eidfjord abzubiegen.

Das kleine Städtchen Eidfjord ist ein beliebtes Ausflugsziel und liegt charmant am Fjordufer. Wir fahren weiter nach Øvre Eidfjord, hübsch gelegen am Ende des Eidfjordvatnet. Der Campingplatz liegt direkt am Seeufer und schenkt uns einen traumhaften Blick auf die Berge.

In Øvre Eidfjord gibt es das „Norwegische Naturzentrum Hardanger“, eine interaktive Ausstellung zu den Themen Klima, Umwelt, Natur. Hier erfahrt Ihr vieles über die Eiszeiten, die ersten Besiedelungen, Kulturtechniken, Minerale, Elche usw.

Ulvik

Das Städtchen Ulvik liegt idyllisch am Ende des Ulvikfjords und ist umgeben von fruchtbaren Obsthängen. In klimatisch geschützter Lage haben sich hier mehrere Cidre-Farmen mit der Obst- und Cidreroute zusammengeschlossen. Auf dem leichten Wanderweg durch die Obsthänge könnt Ihr die Obsthöfe Ulvik Frukt & Cideri, Syse Gard und Hardanger Saft- og Siderfabrikk besuchen.

Auf Syse Gard befindet sich ein Café und ein Hofladen mit einem großen Vorrat an frischem und konserviertem Obst, Likör, Säften, hausgemachtem Eis und vielen anderen Leckereien – darunter die beliebten Kandisäpfel.

Bei unserer Wanderung durch das herrlich duftende Obst lassen wir die Drohne über das stille Fjordufer fliegen und weil wir so entzückt sind über diese Landschaft, stürzt die Drohne in einen Baum. Leider ist ein Propeller defekt, weshalb uns dieser Absturz noch einigen Schweiß kosten wird.

Route von Bergen nach Stavanger

(ca. 300 km)

Bergen erreichen wie über die E13/E16 von Ulvik aus. Es geht in einem Rutsch durch viele Tunnel bergauf, bergab, an Fjorden vorbei, parallel zur Eisenbahnstrecke.

Unsere Hauptbeschäftigung in Bergen ist, neue Rotorblätter für unsere Drohne zu bekommen. Nach dem Absturz in Ulvik brauchen wir dringend Ersatzteile um weiterhin schöne Aufnahmen aus der Luft machen zu können. Insgesamt sind wir in sechs Elektrofachgeschäften unterwegs – leider ohne Erfolg. Von Bergen selbst sehen wir daher nicht viel, bis auf die Fischerhäuser am Hafen.

Südlich von Bergen setzen wir ab Halhjem mit der Fähre zur Insel Stord über. Von dort geht eine weitere Fähre zur kleinen Insel Huglo. Huglo ist nur 13 km² groß und hat knapp 80 Einwohner. Wir steuern hier einen Nortrip-Stellplatz an (mehr über das norwegische Pendant zum Landvergnügen gibt es hier). Die üblichen Stellplatz-Apps weisen keine Möglichkeit zum Übernachten auf der Insel aus. Entsprechend aufgeräumt sieht die Autofähre aus: Wir sind das einzige Wohnmobil! Auch auf der Insel begegnen wir keinem weiteren Camper. Der Stellplatz liegt in der Nähe von Myrvold Gård, einem kleinen Café mit angrenzendem Tierpark. An den Wochenenden kommen hier viele Familien vom Festland rüber. Neben der großen Auswahl an selbgemachten Kuchen, Waffeln, Wurst, Käse und Eis, gibt es einen kleinen Streichelzoo mit Schafen, Ziegen, Hühnern, Pferden, Schweinen und vielen Kleintieren. Über die Insel führen zwei schmale Straßen, die wir mit ausgeliehenen Fahrrädern erkunden. Wir erreichen kleine Badebuchten und sehen viele idyllische Privatanwesen in einer traumhaften Insellandschaft.

Im Gewühl unserer Heckgarage finden wir sogar noch einen Rest Sekundenkleber: Damit wird ein defekter Propeller der Drohne gefixt. Kleiner, vorsichtiger Probeflug – die Drohne fliegt wieder!

Von Huglo geht es mit einem kurzen Zwischenstopp in Førde (hier können wir einen malerischen Sonnenuntergang mit der Drohne filmen) über die Karmsundbrücke zur Insel Karmøy. Dort besuchen wir Avaldsness, ein alter norwegischer Häuptlingssitz. Harald Schönhaar legte hier 872 nach der Schlacht am Hafrsfjord seinen Hof an und begründete damit den ersten Königshof in Norwegen. Im Nordvegen historiensenter und dem angrenzenden Wikingerdorf tauchen wir ein in die Geschichte der Wikinger

Am Strand von Sandhåland finden wir einen ruhigen Campingplatz mit beeindruckender Aussicht. Fußläufig gibt es kleine Badebuchten mit Sandstränden. Wir baden im Meer, backen Pizza, genießen die Aussicht und bleiben für zwei Nächte.
Nicht weit entfernt liegt südlich Skudeneshavn mit einer malerischen Altstadt. Wir sind so ergriffen von den bildhübschen Häusern und der schönen Stimmung in diesem Ort, dass wir vor Staunen und Anerkennung weder Fotos noch Videoaufnahmen machen. Wir sind uns sicher: Diesen Ort kann man in Bilder nicht annähernd wiedergeben, diesen Ort muss man selbst erleben. Am besten bucht man vorher einen Termin in der kleinen Sauna am Hafen. Hier finden bis zu 8 Personen Platz, inklusive Panoramablick auf die pittoreseke Hafenkulisse und Abkühlung im Meer. Was will man mehr?

Unsere Route führt uns über Kopervik durch den Tunnel nach Fosen, weiter über die Inseln Ognøya, Austre Bokn, Vestre Bokn (Topp Entsorgungsstation!) mit der Fähre zur Insel Rennesøy. Von dort fahren wir über eine Brücke nach Mosterøy um schließlich zur Insel Fjøløy zu gelangen.
Unser Stellplatz bietet eine grandiose Aussicht auf die Küstenlandschaft der Nordsee. Ganz in der Nähe befindet sich der 1849 errichtete Leuchtturm sowie die während des Zweiten Weltkrieges gebaute Heeres-Küsten-Batterie „Fjøløy fort“. Besonders zieht uns jedoch der Spaziergang mit Geschichte und Kultur „Pilegrim på Utstein“ in seinen Bann. Hier erfahren wir, während wir über die schroffen Felsen wandeln, einiges über die nordische Mytologie, von Åsatru zum Christlichen Einfluss. Einen Ausschnitt aus dem Audioguide verlinken wir am Ende dieser Seite.

Auf der Nachbarinsel Klosterøy besuchen wir das Utstein Kloster. Es ist heute die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage Norwegens!
Weiter südlich erreichen wir durch den Byfjordtunnel die viertgrößte Stadt Norwegens: Stavanger.

Route von Stavanger nach Larvik

(ca. 500 km)

Unweigerlich beginnt nun der letzte Teil unserer Reise. Während wir auf dem Hinweg nach Fjordnorwegen den Landschaftsrouten an der Küste entlang gefolgt sind, nehmen wir nun die E 39 von Stavanger nach Larvik. Uns reizt der Schärengarten, seine Inseln und die kleinen Küstenorte an der Südküste.

Stavanger

Wir steuern einen weiteren Nortrip-Spot an: mit einer kurzen Fährzeit schippern wir auf die kleine Insel Vassøy nahe Stavanger. Auf der Fähre empfängt uns der Kapitän mit den Worten: „Welcome to Vassøy, you are in my garden tonight!“ Schon fühlen wir uns fast heimisch. Ganz in der Nähe unseres Platzes entdecken wir eine tolle Badestelle zwischen zwei kleinen Inseln, die mit einer abenteuerlichen Hängebrücke miteinander verbunden sind.

Nach dem erfrischenden Bad im eiskalten Wasser nehmen wir die nächste Fähre als Fußgänger zurück und wollen uns Stavanger anschauen.

Wir entdecken die historischen Speicherhäuser am Hafen und das „Gamle Stavanger“, Alt-Stavanger mit seinen Holzhäusern im viktorianischen Stil. Vor allem aber schlendern wir durch die „bunte Straße“, wie die Stavanger sagen, die Øvre Holmegate. Sehr farbenfroh und kunterbunt zeigen sich hier die Häuser in starkem Kontrast zu den sonst üblichen weißen Holzhäusern. Tolle Cafés und Bistros, und vor allem Boutiquen, die nicht die Einheitsmode von der Stange verkaufen, versprühen mit den bunten Farben und Wandgemälden der Häuser eine lässige und entspannte Atmosphäre.

Dirdal

Bevor wir weiter Kurs auf die Südküste nehmen, möchten wir noch einmal diese wunderschöne Stimmung an einem Fjordufer genießen. Auf der Nortrip-Karte entdecken einen Spot in Dirdal mit einem Platz direkt am Ufer und nehmen dafür südlich von Stavanger die R 45 in Richtung Dirdal. In dem hübschen Hofladen „Dirdalstraen Gardutsalg“ wird seit 200 Jahren Handel betrieben. Schon beim Eintreten beginnt die Zeitreise in die vorigen Jahrhunderte! Hier könnt ihr hochwertige Produkte aus eigener Herstellung kaufen. Die Schafe, Ziegen und Rinder des Hofes weiden in Dirdal, und auch der Lachs wird hier gefangen und geräuchert. Eine herrliche Zeitreise mit lokalem und rustikalem Charme! Das ist der Sinn bei Nortrip: mit dem Kauf der lokalen und regionalen Produkte unterstützt ihr die Menschen vor Ort, tragt zum Erhalt der lokalen Arbeitsplätze und auch der Kulturlandschaft bei.

Månafossen

Ganz in der Nähe stürzt sich der Fluss Månaåna mit 92 m als atemberaubender Wasserfall, dem Månafossen, in die Tiefe. Von Frafjord aus führt eine schmale Straße durch das Fradalen hoch zum Parkplatz. Es sind ein paar Haarnadelkurven zu meistern und wenn ihr mit dem Wohnmobil unterwegs seid, kommt euch am besten niemand entgegen. Man zahlt 50 NOK für 24 Stunden entweder bar in einem Umschlag, oder per Park-App. Aktuell ist der Parkplatz zum Übernachten noch freigegeben.

Vom Parkplatz geht ein sehr steiler und anspruchsvoller Weg mit ca. 20 Gehminuten zum Wasserfall. Festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind dringend erforderlich. Die Mühen lohnen sich: der direkte Blick zum Wasserfall ist wirklich atemberaubend!

Aber das war noch nicht alles: der Wanderweg geht vom Månafossen moderat weiter zum Hof Mån am Fluss Månaåna entlang. Er windet sich durch ein wunderschönes Hochtal, Måndal genannt. Seine fruchtbaren Auen wurden schon im Mittelalter bewirtschaftet und waren über Jahrhunderte die Lebensgrundlage für Bergbauernfamilien. Von dem Gehöft Mån, das bis 1915 bewirtschaftet war, sind noch einige Gebäudereste sichtbar. Das Haupthaus wurde wieder hergerichtet und bietet heute neben einer kleinen Ausstellung zur Geschichte der Hofanlage 34 Schlafplätze. Für die Wanderfans gibt es zudem im frei zugänglichen Erdgeschoss einen sehr gemütlichen Aufenthaltsraum zum Rasten bei Regenwetter.

Von hier aus führt der Wanderweg über das Hochtal sogar weiter bis zum Kjerag am Lysebotn. Ca. 9 Stunden muss man hierfür rechnen.

Brekkestø

Wir folgen der E 39 in Richtung Kristiansand. Die Straße führt entlang der Fjordufer, an Seen vorbei und immer wieder zeigen sich die blanken Felskuppen mit Schaf- und Kuhweiden. Spätestens ab Lyngdal bekommt die Landschaft ein maritimes Flair: die Wasserflächen der Fjorde mit ihren vielen kleinen Inseln, kleine Segelboote und Badestellen machen Lust auf das Meer.

Ab Kristiansand führt die E 18 weiter in Richtung Larvik, aber weil wir ja den Schärengarten sehen möchten, machen wir einen Abstecher an die Küste, und zwar nach Brekkestø.

Schon die Straße dorthin macht auf me(e)hr neugierig, denn sie schlängelt sich durch ein wunderschönes Tal. Am Ortseingang gibt es einen Parkplatz für die Autos, denn Brekkestø ist weitestgehend autofrei. Hier parkt ihr und könnt auch über Nacht stehen (171 NOK für 24 h). Die Schafe auf der angrenzenden Weide freuen sich über Gesellschaft.

Wunderschöne weiße Holzhäuschen mit liebevoll gestalteten Gärten säumen die kleine Straße hinunter zur kleinen Marina. Hier gibt es einen kleinen Lebensmittelladen und vor allem einen kleinen Eisladen mit sehr großen Eiskugeln.

Wir bestaunen die geruhsame, entspannte Atmosphäre der anlegenden und ablegenden kleinen Boote und die Aussicht auf die vielen kleinen, vorgelagerten Schäreninseln. Von den riesigen Gletschermassen einst glatt geschliffen, liegen sie uns idyllisch zu Füßen. Brekkestø ist eines von den malerischen kleinen Küstenorten, in denen die Zeit stehen geblieben scheint: Einst wurden Sturmschäden an den Schiffen repariert, während sie auf günstigen Wind warten mussten, Schiffe gebaut, Holz und Hummer exportiert. Als dann um 1900 Dampfschiffe die Segelschiffe ersetzten, verloren die Außenhäfen an der Südküste ihre Bedeutung.

Wir klettern über die Felsen an der Küste entlang und können uns an den Inseln und die Aussicht auf das Meer nicht satt sehen.

Nevlungshavn

In Nevlungshavn verbringen wir den letzten Tag auf unserer Norwegen-Tour, und für uns ist es ein wunderschöner Abschluss. Es gibt einen kostenlosen Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit direkt am Strand und wir genießen einen herrlichen Strandtag. Das Örtchen Nevlungshvn verzaubert ebenso wie Brekkestø mit den liebevoll gestalteten Holzhäuschen, um deren Veranden sich Rosen und Clematis ranken. Auch hier liegen kleine Boote lässig im Wasser und das ein oder andere wird für eine kleine Ausfahrt am Abend vom Steg genommen.

Stavern

Der Ort Stavern liegt an der äußersten Spitze des Larvikfjord und eignet sich prima zum Erkunden und Verweilen, wenn ihr die Zeit bis zur Fährabfahrt sinnvoll verbringen möchtet. Entlang der Promenade kommt ein schöner Park mit alten Lagerhäusern: Fredriksvern Verft. In der Parkanlage befinden sich 17 denkmalgeschützte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, in denen sich Kunstausstellungen, Cafés und kleine Läden beherbergt sind. Folgt ihr dem Weg weiter, kommen Picknickstellen zwischen den Felsen, Badebuchten und sogar Sprungtürme, um sich kühn ins Meer zu stürzen. Ein besonderes Highlight: eine kleine Sauna an einem Bootsteg, von dem aus man zum Abkühlen ins Meer hüpfen kann! Leider entdecken wir diese schöne Sauna zu spontan und können keinen Termin mehr ergattern. Nur mit online-Buchung, siehe Link unten.

Larvik

Larvik ist geprägt vom Schiffshafen mit seinen Fähren nach Frederikshavn und Hirtshals. Es gibt ein Seefahrtsmuseum, in dem die enge Verbindung der Stadt mit der Seefahrt von den frühesten Anfängen über die Schiffsbauten von Colin Archer bis zu den Expeditionen von Thor Heyerdahl gezeigt wird. Der Bøkeskogen ist ein 0,3 qm großer Buchenwald mit Grabfeldern aus der Wikingerzeit. immerhin handelt es sich um eines der nördlichsten Buchenwaldvorkommen der Welt!

Wetter

Oft könnte das Wetter in Norwegen besser sein. Meist könnte es jedoch schlechter sein! Gerade mit der letzten Einstellung kommt man in Norwegen ganz gut durch den Tag. Das Wetter ändert sich oft von Stunde zu Stunde. Es gibt kaum Tage, wo es beständig bei einer Wetterlage bleibt. Wenn man dann dazu noch unterwegs ist, kann alles an einem Tag sein: Sonne, Regen, Hagel.
Zum Glück hatten wir im Juli keinen Schnee. Wir haben uns aber auch nur in Südnorwegen aufgehalten.

Kleidungstechnisch ist man am besten auf alles vorbereitet. Hilfreich sind winddichte und regenfeste Wanderhosen (schnell trocknend), leichte Regenjacken und ein Fleece. Festes Schuhwerk ist die Grundvoraussetzung für jede Wanderung.

Nortrip – Das echte Norwegen

Kennt ihr Landvergnügen? Das Prinzip gibt es nun auch in Norwegen! Es nennt sich Nortrip. Auf diese Weise lernt man Norwegen abseits der üblichen, touristischen Ziele kennen. Die meisten Spots findet man auch nicht bei park4night.
Nortrip ist kostenpflichtig: Das Buch inklusive App & Vignette für´s Auto kostet 49 € pro Jahr. Es lässt sich aber auch nur die App erwerben, die ist dann natürlich meistens aktueller als das Buch.
Man kommt in Kontakt mit Einheimischen und erfährt etwas über das Leben vor Ort bei Hofläden, Molkereien, Brauereien, Museen oder Almen.

  • Nur für autarke WohnmobileCaravan-Gespanne sind nicht zugelassen
  • inkl. Jahresvignette (15.03.2023 – 14.03.2024)**, Mitgliedskarte und Nortrip-App
  • Auf privaten Höfen in ganz Norwegen 24 Std. kostenlos übernachten
  • Landleben, Ruhe, Natur und regionale Spezialitäten genießen 
  • mehr als 150 Gastgeberinnen und Gastgeber und es werden immer mehr

Wir denken, die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall – auch wenn ihr nur für 3 Wochen nach Norwegen reist. Wenn man bedenkt, dass ein Stellplatz meist zwischen 15 – 20 € kostet, hat man die Kosten für die Nortrip-App schnell wieder raus.

Eigenverantwortung

Automobiles Reisen ist in Norwegen, wie in vielen anderen Ländern, deutlich entspannter als in Deutschland. Natürlich liegt es zum einen an der Geschwindigkeitsbeschränkung, alles passiert viel langsamer, zum anderen wird aber auch wenig reguliert. Es wird nicht so viel mit Hinweisschildern und Straßenmarkierungen gearbeitet. Das Einfädeln auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn fließt einfach in den Verkehr hinein. Es gibt vor Ereignissen oder Hindernissen auch keine drei oder vier Hinweisschilder. Kreisverkehre fließen völlig unauffällig dahin.
Da die Straßen im ganzen Land oft sehr eng sind, muss man sich zwangsläufig arrangieren und aufeinander Rücksicht nehmen. Es wird hier auf die Eigenverantwortung gesetzt.
Auch beim Wandern treffen wir auf ein Schild mit dem Hinweis, dass auf dieser Wiese Kühe und Bullen grasen. Punkt. Du kannst nun eigenverantwortlich selbst entscheiden, ob du über diese Wiese gehst oder nicht. Deine Entscheidung.

Ein Aussichtspunkt wie der Preikestolen, mit einem ungesicherten Vorsprung der 600m in die Tiefe fällt, wäre in manch anderem Land undenkbar. In Norwegen finden wir hier und auch an anderen, gefährlichen Stellen keine Absperrungen und auch keine Hinweis- oder Verbotsschilder. Vieles wird den Menschen überlassen und nicht im Vorfeld reguliert bzw. gemaßregelt.

Camping

Das “Jedermannsrecht”, von dem wir im Vorfeld immer wieder gelesen haben, erlaubt eine Übernachtung an allen Orten an denen es

  1. nicht verboten ist und
  2. die mind. 150m von Privatgrundstücken

entfernt liegen. In unserer Reisezeit finden wir überwiegend Plätze, an denen Camping ausdrücklich verboten ist. Wir weichen also meistens auf kostenpflichtige Park- oder Stellplätze aus. Die Gebühren sind in der Regeln geringer als in Deutschland.
Leider werden bei park4night immer wieder Übernachtungsorte gelistet, die lediglich Tagesparkplätze sind bzw. wo eine Übernachtung verboten ist.
Die Eigenart auf einem Parkplatz sein Campingmobiliar aufzustellen und damit die Parkfläche neben seinem Fahrzeug zu besetzen, beobachten wir regelmäßig. Die Autokennzeichen tragen die unterschiedlichsten Nationen. Es ist also kein, so oft nachgesagtes, “deutsches Phänomen”.

Schade ist es trotzdem – da viele schöne und ruhige Plätze vermutlich in Zukunft auch für Übernachtungen gesperrt werden.

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