Die Pfalz hat uns eher unvorbereitet getroffen. Eigentlich wollten wir in der freien Zeit viel weiter südlich reisen, Berchtesgaden am Königsee oder Frankreich standen auf dem Plan. Doch leider hat sich Lotte kurz vor der Reise den rechten Arm gebrochen und musste operiert werden. In der Lücke zwischen OP und Fäden ziehen sind wir dann spontan losgefahren in Richtung Südwesten. Das Europa-Wetter versprach die sonnenreichsten Stunden in der Pfalz. Diese Gegend wird wegen ihres mediterranen Klimas daher auch die Toskana Deutschlands genannt.
Einen Zwischenstopp haben wir in Limburg an der Lahn eingelegt. Nach gut 4,5 Std. mit unserem Camper, reicht es uns oft mit der Fahrerei. Der Wind, Spurrillen und die Kasselerberge erfordern ständige Aufmerksamkeit. Außerdem konnten wir uns diesmal nicht abwechseln mit Fahren.
Der Stellplatz in Limburg ist direkt an einem Seitenarm der Lahn mit Blick auf den Fluß und den Limburger Dom St. Georg. Er ist fußläufig in 5-10 Minuten erreichbar. Mit seinen sieben Türmen hat er mehr Türme als jede andere Kirche in Deutschland. Die hohe Lage auf dem Kalkfelsen oberhalb der Lahn sorgt dafür, dass der Dom weithin sichtbar ist.

Überrascht hat uns die Altstadt: Mit seinen knapp 35.000 Einwohnern bietet das alte Zentrum eine unglaubliche Vielzahl an Geschäften, Bars und Cafés. Erstaunt bummelten wir durch Warenangebote aktueller Labels wie Blutsgeschwister oder King Louie. Nach Rücksprache mit einer Ladeninhaberin die seit 20 Jahren am Platz ist, wurde uns bestätigt, dass überwiegend Touristen und Gäste aus den nahen Metropolen nach Limburg zum shoppen kommen.
Wir sind dann abends noch im gemütlichen Burgkeller eingekehrt und haben eine ruhige Nacht auf dem Stellplatz verbracht.

Am nächsten Morgen machen wir uns gegen Mittag nach Neustadt an der Weinstraße auf. Der zentrumsnahe Stellplatz ist bereits Mittags sehr gut gefüllt, wir ergattern zum Glück noch einen der wenigen freien Plätze. Es handelt sich um einen funktionalen Parkplatz, umflankt von Aldi, Lidl und Rewe. Für 6€ pro Nacht ist der Aufenthalt hier sehr günstig.

In den Häusern wurde der Sandstein verbaut, er hat sich vor über 200 Millionen Jahren unter wüstenartigen Bedingungen abgelagert und versprüht mit seiner warmweichen Aura diesen mediterranen Flair.
Das besonders milde Klima, wird begünstigt, dadurch dass der Pfälzer Wald als Wind und Regenfänger agiert. Er schirmt die von Westen herannahenden Tiefdruckgebiete von der Weinstraße ab. Mit über 1800 Sonnenstunden im Jahr, ist die Pfalz die Sonnenreichste Gegend Deutschlands.
Leider kommen wir zu der für diese Gegend berühmte Mandelblüte genau eine Woche zu spät! Durch die letzten kalten und regnerischen Tage haben die Mandelbäume ihre Blütenblätter bereits Anfang April verloren. Dennoch ist der kleine Abschnitt des 100km langen Pfälzer Mandelpfades von Neustadt nach Gimmeldingen eine schöne Wanderung. Überhaupt lohnt sich Gimmeldingen für einen Ausflug! Leider haben die Weingüter am Vormittag noch nicht geöffnet und wir entscheiden uns für den Rückweg nach Neustadt durch den Rand des Pfälzer Waldes. Von hier aus haben wir eine schöne Panoramaaussicht auf das Tal.
In Neustadt lassen wir es uns auf dem sonnendurchfluteten Marktplatz bei diversen Weinproben gut gehen und genießen den frühlingshaften Flair.

Von den probierten Weinen wollen wir ein paar Flaschen direkt bei den jeweiligen Weingütern kaufen und schauen daher in der Umgebung nach den betreffenden Orten. Leider finden wir bei denen von uns favorisierten Weinen keinen Ort mit einen entsprechenden Stellplatz, stoßen bei der Suche auf der Karte aber auf einen anderen, interessant klingenden Winzerort direkt am Haardt, wie der Ostrand des Pfälzer Waldes genannt wird: Wir fahren nach Rhodt unter Rietburg!
Der Stellplatz liegt ein bißchen versteckt, mitten in den Weinfeldern. Wenn ihr autark stehen könnt, seit ihr hier genau richtig! Bis zum Dorf sind es nur wenige Meter.

Die günstige klimatische Lage und auch die hervorragenden Böden haben über Jahrhunderte diese Gegend zum Weinanbaugebiet geprägt.
In dem kleinen Winzerdörfchen existieren heute noch ca. 20 Vollerwerbswinzer. Schlendert man hier durch die Gassen, laden die offenen Tore zu den Innenhöfen der Weingüter zur Weinprobe ein. Uns gefällt besonders das Café Ludwig 1 mit Weinbar. Der Clou: Bis 17 Uhr gibt es hier einen Cafébetrieb mit leckeren Kuchen und Torten, dann ab 18 Uhr wird zur Weinbar geöffnet. In der Zwischenzeit findet ein kleiner Umbau statt, um das Ambiente des Cafés in die Anmut einer Weinbar zu verwandeln. Es ist toll hier! Speisen, Getränke, Service und die Plauderei mit dem freundlichen Inhaber Steffen Breuner machen Spaß! Er bietet hier Weine aus dem Dorf an, so können wir auch nach den Öffnungszeiten der Weingüter noch Weine verkosten.

Besonders die Weine des Weingutes Heußler und Töchter gefallen uns sehr gut und wir besuchen das Weingut am nächsten Vormittag, um eine Auswahl direkt beim Erzeuger (inkl. Weingutführung) zu erwerben.

Natürlich darf eine Wanderung (Komoot!) im Pfälzer Wald nicht fehlen! Sie führt uns zum Hilsch Wasserfall, vorbei am Triefenbach bis zum Friedensdenkmal. Von hier oben haben wir einen weite Aussicht auf die Weinfelder und die benachbarten Orte. Charlotte fällt hier die Sage zur Namensfindung der Pfalz ein:

Auf den anmutigen Höhen mit der wunderbaren Aussicht auf die goldenen Fruchtgefilde und kostbaren Rebhügel sagte der Teufel einst zum Herrn Jesus Christus:

„All dieses soll dein sein, wenn du vor mir niederfällst und mich anbetest!“ Doch der Herr Jesus Christus antwortete nur wortkarg: „Behalt´s!“ Und der Name Pfalz war geboren…

Unsere Rückreise nach Hildesheim lässt uns noch einen Zwischenstopp in Lahnstein abhalten. Nachdem der dortige Stellplatz mit 60 (!) Plätzen bereits voll ist, weichen wir auf den Campingplatz nahe der Burg Lahneck aus.
Der Platz bietet, wenn man Glück mit der zugewiesenen Parzelle hat, einen phantastischen Blick in das Rheintal. Pro Erwachsenem 9€, Wohnmobil 8,50€. Strom wird nach Verbrauch berechnet und Duschen kostet 0,50€ für 8 Min. Die Campinganlage hat ihre schönste Zeit hinter sich gelassen. Ansonsten steht man für eine Nacht auf einer moderigen Wiese. Keine Ahnung wofür hier in Summe 26,50€ aufgerufen werden.
Ziel unseres Zwischenstopps ist die Ruppertsklamm. Die 1,5km lange wildromantische Klamm ist ein besonderes Abenteuer. Besonders der Aufstieg im unteren Teil erfordert unbedingt festes Schuhwerk. Wir gehen hier sehr vorsichtig vor, da Lotte sich mit dem rechten Arm ja nirgends festhalten kann. Dennoch lohnt sich die Strapaze des Anstieges, über kleine Brücken, Holzstege und abenteuerliche Passagen, vorbei an mehreren Wasserfällen.

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