Aber bevor wir Enkirch aufs Korn nehmen, streifen wir durch den kleinen Ort Burg und entdecken Tommy´s Scheune. Eine urig ausgebaute Scheune mit antiquarischem Mobiliar, im Schummerlicht der alten Lampen sind die Tische fast alle besetzt und wir ergattern uns einen Platz auf dem Sofa. Tommy ist heute allein mit seiner Mutter, er kocht und serviert moseltypische Küche und Wein vom ortsansässigen Winzer. Bei unserem zweiten Besuch ein paar Tage später ist seine Scheune ebenfalls gut gefüllt und wir freuen uns über diese überraschende und empfehlenswerte Entdeckung.
Enkirch hat einen sehr schönen historischen Ortskern, den wir uns über beschilderte, geheimnisvolle Treppenwege erschließen. Dadurch entdecken wir einen hübschen Winkel nach dem anderen, und können uns an den liebevoll gestalteten Schieferhäusern nicht sattsehen. Plötzlich stehen wir vor Tom´s Musikkneipe. In dem urigen Häuschen verbirgt sich seit Jahrzehnten eine Blues-Kneipe mit regelmäßig stattfindenden Live-Konzerten.
Tom, Enkirchener Urgestein mit grauem Rauschebart und offenen Augen, öffnet Donnerstags bis Sonntags ab 20 Uhr seine Tür und als wir kurz danach reinkommen, sind bereits die Ersten da und die Nächsten strömen herein. Wir sitzen an der Theke und plaudern mit Tom über das Leben hier und jetzt und damals.
„Am schlimmsten sind die Wohnmobilisten“, sagt er.
Wir schlucken unseren Schluck runter.
„Die bleiben alle unten auf dem Stellplatz und kommen nicht in den Ort.“
„Ähm, ja, wir sind auch mit dem Wohnmobil unterwegs. Aber gehen die nicht alle essen? Wir haben den Eindruck, dass viele die voll ausgestatteten Dickschiffe nur bedingt zum Kochen nutzen.“
Tom zuckt mit den Schultern: „Dann wäre der Ort mehr besucht bei ca. 80 Wohnmobilen da unten.“
Da geben wir ihm recht: der Ort wirkt einigermaßen menschenleer bei durchschnittlichen 160 Reisenden auf dem Stellplatz.
Wie verteilen sich also die Touristinnen und Touristen von so einem Stellplatz an der Mosel aus?
Wie nutzen sie das gastronomische, kulturelle Angebot?
Wohin fahren sie mit ihren E-Bikes, welche Rad- und Wanderrouten nutzen sie?
Schon wieder ergreifen uns Fragen, denen wir nachgehen wollen und die wir nicht hier und jetzt beantwortet bekommen können. Diesmal scheint uns der Besuch an der Mosel viele Fragezeichen zu geben, die sich aber nicht nur auf diese Region beziehen. Es sind grundsätzliche Fragen, die bei unserem Unterwegssein immer wichtiger für uns werden. Denn schließlich sind wir mit unserem Wohnmobil Teil von dieser rasanten Entwicklung.
Wie können wir diese Entwicklung also ansatzweise positiv, d.h. nachhaltig mitgestalten?
Uns zieht es weiter und auf der Suche nach interessanten Radtouren stoßen wir auf zwei Rundtouren, die von Bernkastel-Kues auf die Höhen des Moseltals führen.
🚲 Wehlener Plateau: 19 km, mittelschwere Tour. Abwechslungsreich und mit herrlichen Panoramen führt diese Tour von Wehlen aus auf das Wehlener Plateau mit Streuobstwiesen und Trockenrasenflächen. Hinab geht es durch die Weinberge ins idyllische Liesertal. Im Kloster Siebenborn gibt es je nach Öffnungszeiten eine Einkehrmöglichkeit. Auf dem Maare-Mosel-Radweg geht es weiter durch das Liesertal bis zur Mündung in die Mosel. Ab da fahren wir durch das Moseltal zurück über Bernkastel-Kues nach Wehlen.
🚲 Von Bernkastel hoch zum Hunsrück: 28 km, anspruchsvolle Tour. Nachdem die Steillagen von Bernkastel-Kues aus überwunden sind, bietet sich hier oben eine herrliche Panoramalandschaft. Richtung Osten öffnet sich unser Blick zum Hunsrück, Richtung Westen zur Eifel. Und auch das Herz öffnet sich hier! Diese Weite! Über Longkamp und Monzelfeld fahren wir durch das schöne Hinterbachtal vorbei an versteckten alten Mühlen nach Veldenz mit seinem historischen Ortskern und Schloss. Ab Mühlheim an der Mosel geht es genüsslich am Moselufer über Andel und Bernkastel-Kues zurück nach Wehlen.
Geführte Tour durch die historischen Weinkeller: Eine Stadterkundung der anderen Art: wir tauchen hinab in die „Unterwelt von Bernkastel-Kues“, womit die Tourismus GmbH auch wirbt. Dabei besuchen wir u.a. den Weinkeller des Weinguts Caspari mit einer Weinprobe, und den vermutlich ältesten Gewölbekeller der Gegend. Sehr interessant sind die Informationen zur Geschichte und Entwicklung des Weinbaus und der Versorgung der Stadt mit Wein im Mittelalter. Wir staunen sehr über die Vorstellung, wie sich die Winzer damals durch den Schiefer gegraben haben, um die Lagerung ihrer Weine zu optimieren!