Elsass und Haute-Savoie

Im Sommer 2022 haben wir uns zu dritt auf den Weg nach Frankreich gemacht. Ich habe eine detaillierte Route an die Atlantikküste ausbaldowert, inklusive Zwischenstopps, Entfernungen in Kilometern, Abfahrts- und Ankunftzeiten. Da wir alle drei nicht so gerne lange Strecken im Womo unterwegs sind und es außerdem sehr heiß in diesem Sommer ist, liegt der erste Halt ab Hildesheim bereits in der Vulkaneifel. Wir wollen uns die Maare ansehen. Ein Maar ist eine schüssel- oder trichterförmige Mulde vulkanischen Ursprung, die sich mit Regenwasser gefüllt hat. Man nennt sie auch die Augen der Eifel. In Schalkenmehren steuern wir den Stellplatz direkt am Schalkenmehrener Maar an. Das Bad im kalten See ist sehr erfrischend und für einen Zwischenstopp genau das Richtige.
Nach diesem geplanten Stopp verlassen wir meine ausgearbeitete Route komplett und beschließen, nicht an die Atlantikküste zu reisen, sondern über das Elsass ins Landesinnere Frankreichs. Weiter südlich an der Küste werden es in diesem Sommer über 40°C. Zu heiß für uns und zu weit bei der Hitze.

Wir steuern Colmar im Herzen des Elsässer Weinbergs an. Stellplätze in Nähe des Zentrums gibt es nur wenige, der einzige mit freien Plätzen wird auf park4night bereits im Vorfeld wegen seines sehr unzuverlässigen Ticketautomaten schlecht bewertet. Zu Recht: Die Bedienung des Touchscreens ist reine Glückssache. Dazu macht die direkt Sonneneinstrahlung das Display nahezu unleserlich. Charlotte hat am meisten Glück (oder Geduld) und die Schranke öffnet sich!
Colmar ist für seine traditionellen Fachwerkhäuser bekannt, darunter zahlreiche bedeutende Bürgerhäuser. Prachtvolle Beispiele sind das Haus Adolf, das älteste der Stadt, oder auch das Pfisterhaus aus dem 16. Jahrhundert mit einem stolzen Erker, wunderschönen Wandmalereien und einer langen Holzgalerie.
Nicht zu vergessen das Maison des Têtes aus dem 17. Jahrhundert, im deutschen Renaissancestil, dessen Fassade mit 111 Masken und einem dreistöckigen Erker verziert ist. Sie alle tragen zum einzigartigen Flair von Colmar bei.
Wir flanieren durch das malerische Viertel Klein-Venedig und machen eine Bootsfahrt auf den Kanälen des Gerberviertels. Dort erfahren wir viele Details zur Geschichte der Stadt, z.B. auch dass die Farben der Häuser damals den jeweiligen Berufsfeldern zugeordnet waren.

Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf in eines der schönsten Dörfer Frankreichs: Eguisheim. Das mittelalterliche Dorf gewann 2013 den Titel „Frankreichs beliebtestes Dorf“ und gefällt durch seine einzigartige Architektur, die vor dem Zahn der Zeit bewahrt wurde und intelligent konserviert wurde.
Eguisheim entfaltet sich in konzentrischen Kreisen um die im Zentrum gelegene Burg. Wir bekommen noch einen Platz auf dem Camping Des Trois Chateaux, direkt am Fuße eines Weinberges. Hier lernen wir unsere Dusche im Womo zu schätzen. Es ist mittlerweile so heiß geworden, dass wir regelmäßig unter den kalten Strahl hüpfen um uns dann nass und erfrischt in die Liegestühle vorm Camper zu hauen.
Abends gibt es Pizza Oreo im Gasgrill und einen weiteren Rundgang durch den wunderschön illuminierten Stadtkern.
Weil es hier insgesamt so schön ist, mit den Weinhängen und den benachbarten Dörfern wie z.B. Wettolsheim, bleiben wir länger als geplant. Wir kommen richtig schön runter, lesen, grillen und chillen.

Mika möchte wieder zurück nach Hildesheim, daher machen wir einen Abstecher ins nahe Freiburg. Von Busses Camping am Möslepark kommen wir mit der Straßenbahn ins Zentrum, verbringen den lauschigen Abend mit den Füßen in der Dreisam und setzen Mika am nächsten Morgen in den Zug.

Charlotte und ich steuern intuitiv den Lac d‘Annecy an, südlich vom Genfer See. Ein Glücksgriff, wie sich später herausstellen sollte. Der Stellplatz in Lathuile ist klein und etwas Abseits vom Seeufer. Trotzdem verfügt er über alles, was wir brauchen. Mit dem Rad sind wir schnell an verschiedenen Badestellen und zu Fuß in den Bergen. Es ist ein traumhaftes Fleckchen Erde und wir haben eine so gute gemeinsame Zeit. Wir kaufen uns Strohmatten und eine Wasserliege. Baguette, Käse, Wein. Die Seele baumelt.
Von Doussard fahren wir mit der Fähe ans nördliche Ende des Sees: Annecy. Die Stadt besticht durch ihren Altstadtkern, das Viertel Le Thiou, und die vielen verschiedenen Lädchen.
Besser gefällt uns allerdings das Reserve Naturelle du Bout du Lac mit dem l‘Eau Morte, ein Naturreservat zum Wandern und Genießen. Die Bergwanderung zum Forêt Communale de Lathuile ist zwar anstrengend, der Ausblick entschädigt dann für die Strapazen. Ein Traum!
Empfehlenswert ist auch ein Tagesausflug mit dem Linienbus nach Albertville. Hier gibt es eine historsiche Altstadt, erhöht und östlich des Flussufers. Wir finden einen schönen und schattigen Rundwanderweg, begegnen einem Esel und einheimischen Bauern.
Auch die gegenüberliegende Seeseite ist sehr schön, liegt sie doch ab Nachmittags in der Sonne. In Talloires einen Stellplatz zu bekommen ist reine Glückssache, da sich die Plätze nicht reservieren lassen. Hier werden wir es im nächsten Jahr nochmal versuchen! Die Paraglider machen uns neidisch wegen der unbeschreiblichen Aussicht über den See. Auch das bleibt eine Option für den nächsten Urlaub.

Wir reisen nördlich und landen in einem kleinen, beschaulichen Örtchen namens Louhans. Louhans ist eine französische Gemeinde mit knapp 6.000 Einwohnern im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Die Hauptstadt der burgundischen Bresse, des Arrondissement Louhans und des Kantons Louhans gehört zur Vereinigung „Die schönsten Umwege Frankreichs“, der 88 Orte im ganzen Land angehören. Hier stehen wir direkt am Fluss La Seille und kommen von dort aus mit den Rädern ins Zentrum.
Die Stadt ist sehr beschaulich und erinnert uns mit seinen Farben und Gebäudemerkmalen ein bißchen an Kuba. Abends schauen wir in einer kleinen Bar das Halbfinale Deutschland:Frankreich der Frauen-Fußball-WM.
Wir haben noch nie ein derartiges Desinteresse von Landsläuten gegenüber des eigenen Fußballteams erlebt. Für die Louhannais und Louhannaise scheint Frauenfußball nicht zu existieren. Immerhin bekommen wir Wein und Bier. Aber auch nur auf Nachfrage.

In der Region Grand Est liegt Tonnoy an der Mosel, hier noch La Moselle! Wir steuern einen verlassenen Campingplatz an, der nun zu einem einfachen Stellplatz umfunktioniert wurde. Ausgewiesene Plätze gibt es nicht mehr, wir fahren daher direkt über die Wiese bis ans Ufer der la Moselle und stehen somit in erster Reihe.
Hier lassen wir unsere Frankreichtour ausklingen, mit Blick auf den Fluss und die untergehende Sonne. Mit Rotwein, Bier und Baguette.

Am Tag drauf führt uns der Rückweg über Trier die Mosel entlang nach Niedersachsen. Aber das ist eine andere Geschichte

Reisezeit:

Stellplätze

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